Donnerstag, 27. Mai 2010

Kranksein.

Aus gegebenen Anlass und weil diese Bemerkungen von meiner Seite aus schon längst überfällig sind:

Welcher Heini hat eigentlich die Praxisgebühr erfunden?
Und wie zum Kuckuck funktioniert das System mit der Zuzahlung?

Im Laufe des Tages hat sich der leichte Ohrendruck in fiese, gemeine, hinterhältige Ohrenschmerzen gewandelt. Ich lass' mir ja 'ne Menge gefallen, aber bei den Ohren ist Schluss. Da bin ich lieber etwas vorsichtig. Zumal dauerhafter Druck auf den Ohren einfach nicht normal ist oder gut sein kann.

Also habe ich den netten Dozenten von Web-Engineering gefragt, ob ich früher aus der Vorlesung gehen könne, um einen Arzt aufzusuchen. Ich durfte, Gesundheit ist schließlich wichtig.
Meine eigentliche Ärztin hat erstmal drei Wochen Urlaub. Das stand zum Glück auf der Website, also habe ich mir eine andere Praxis gesucht.
Ich war schon etwas früher da. Offen hatte der Arzt noch nicht, aber es standen schon zwei Muttis mit ihren Kinderwagen davor.
Glück für mich, dass das eine Familienpraxis ist, eine Ärztin für Kinder und Jugendliche (0 - 18 Jahre) und ein Arzt für alles ältere - also auch für mich.
Als ich dann endlich mal bei der Anmeldung war, fällt mir ein, dass ich mit dem restlichen Kleingeld in meinem Portmonee keine 10 Euronen zusammen bekomme für die dämliche Praxisgebühr.
"Tut mir leid, dann kann ich sie nicht aufnehmen." WTF? Ich mein, mal ehrlich... ich musste nur eine Station mit der Straßenbahn fahren und war beim nächsten Geldautomaten (und hatte auch genug auf dem Konto), aber was ist denn, wenn jemand, der wirklich krank ist nicht diese verdammten zehn Euro nicht hat?
Das habe ich gleich mal die Schwester gefragt, als ich wieder da war. Ihre Antwort: "Da können wir nichts machen. Ich darf denjenigen nicht ohne Praxisgebührzahlung oder Überweisung aufnehmen." Doppel-WTF?! Naja, hat sich erledig. Jetzt habe ich so'n Scheinchen.
Das Wartezimmer war ganz nett. Sogar mit Waschbecken. Fand ich gut, weil meine Hände sich durch das viele taschentüchern ganz keimig angefühlt haben.
Lange warten musste ich zum Glück auch nicht. Der Arzt machte gleich einen ganz sympathischen Eindruck. Nicht zuletzt, weil er meinen Nachnamen auf Anhieb richtig ausgesprochen hat. Das schafft von zehn Leuten vielleicht mal einer.
Hab ihm dann alles erzählt. Er hat mir in den Hals und in die Ohren geguckt, meine Lunge abgehört und noch ein paar Fragen gestellt.
Das Ergebnis: ringsum und in meinem Kopf ist ganz schön viel geschwollen, gerötet oder entzündet. Zwischen Ohren und Mund (?) gibt es wohl einen Gang, der für den Druckausgleich im Ohr zuständig ist. Der ist - wie soll es anders sein - auch geschwollen und deswegen hör' ich jetzt schlecht. *lol*
Verschrieben bzw. empfohlen bekommen habe ich einmal das Komplettpaket: Antibiotika, Nasenspray, Ibuprofen und Aspirin Complex. Mit den üblichen ärztlichen Hinweisen: viel trinken und viel Ruhe.

Meine Kommilitonin meint: "dass er dich nicht krankschreibt, wundert mich wirklich.."
Naja, das kann ich erklären... krank schreiben wollte er mich eigentlich, aber das wollte ich nicht. Zum Einen haben wir morgen und in der nächsten Woche ein paar Vorlesungen bei der auch nur eine versäumte Stunde eher unpraktisch ist (ok, auf andere Vorlesungen hingegen kann ich auch gut und gerne verzichten). Zum Anderen bin ich am Samstag zu einer Hochzeit eingeladen, die ich sehr ungern versäumen möchte. Außerdem soll das Wundermittel Antibiotika schon nach zwei Tagen helfen. Dann ist doch alles supi. Ich hasse Kranksein.

Bin dann gleich zur Apotheke gelaufen, die praktischerweise direkt gegenüber liegt. "Das alles?", fragt der Apotheker. Ja, sieht natürlich komisch aus, wenn ich mit einem Rezept und zusätzlich noch mit einem Zettel, auf dem drei andere Medikamente stehen, ankomme. Ist halt so, wenn die Krankenkasse nicht so viel bezahlt. Das Antibiotikum musste ich nicht bezahlen. Sehr interessant. Diese ganze Zuzahlungssache habe ich auch noch nicht so richtig kapiert. Bei manchen Medikamenten bekommt man die Zuzahlung, dann mal wieder nicht.

Ja, ich geb's zu. Ich war bis zum Beginn meines Studiums bei Mama mit privatversichert. Voll verwöhnt sozusagen.
Aber mal ehrlich. Das ganze System mit Praxisgebühr und Zuzahlung ist schon etwas seltsam und auch irgendwie sehr menschenunfreundlich.

Als ich das letzte Mal bei meiner Frauenärztin war, hat sie mir unter anderem auch ein Medikament verschrieben, das etwas teurer war. Nicht nur, dass es dafür keine Zuzahlung gab, was wäre denn gewesen, wenn ich arme Studentin dafür kein Geld gehabt hätte? Dann wäre ich sehr hypothetisch und zugespritzt einfach krank geblieben und an den Viren elendig verreckt, oder wie?
Ich mein, so schlimm ist es natürlich bei mir nicht. Aber gerade in unserer Gesellschaft, wo sich manche Leute durch Pfandflaschensammeln unterhalten, sollte man sich doch mal ernsthaft Gedanken über dieses kranke System machen.

Für die Ärzte ist es ja auch nicht einfach. Ich erinnere mich  noch an ein Gespräch mit meiner damaligen Hausärztin, die mir erzählte, dass sie die letzten zwei Monate im Jahr arbeitet, ohne etwas zu verdienen und genauso gut auch schließen könnte.
Ich hab da zu wenig Hintergrundinformationen, wie das Ganze funktioniert. Was der Arzt bei einer Verschreibung noch zahlen muss, was die Krankenkasse usw.usf.

Jedenfalls, ist mir das alles sehr suspekt.
Aber mal anders, wenigstens haben wir Krankenkassen und so etwas wie Versicherungspflicht.

Ich hoffe, ich werd' so schnell nicht wieder krank.

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